Drei Mädchen sammeln für Erdbebenopfer in Haiti - 262 Euro gespendet

"Das hat uns so leidgetan" - Drei Mädchen sammeln für Erdbebenopfer in Haiti - 262 Euro gespendet


 

Ausgestat­tet mit einer Gitarre und einem selbst gebastelten bunten Schild sind drei Mädchen Mitte Januar quer durch Haselbach und Mitter­fels gezogen:

 

Hanna Bozoglan aus Leimbühlholz bei Haselbach und ih­re Freundinnen Francesca Werner und Johanna Fischer aus Mitterfels. Sie sind zwei zehn- und ein neun­jähriges Mädchen, die sich vorge­nommen haben, Spenden für die Erdbebenopfer in Haiti zu sammeln - zunächst ohne das Wissen der El­tern. Nach drei Tagen hatten die Kinder 262 Euro zusammen. Geld, das nun der Organisation "Ärzte oh­ne Grenzen" zugutekommt.
 
 

"Im Fernsehen haben wir die schlimmen Bilder der verletzten Menschen in Haiti gesehen, und auch gehört, dass sie gar nichts mehr haben. Das hat uns so leidgetan", erzählt die zehnjährige Hanna, Sie war es schließlich auch, die die Idee hatte, mit einer Aktion Spenden für die Erdbebenopfer zu sammeln.

 

An einem Freitagnachmittag nach der Schule verkrochen sich die Mäd­chen in Hannas Kinderzimmer. Sie bastelten und malten ein buntes Schild, das sie an einem Holzstock befestigten, beschriftet mit Sprü­chen wie: "Sie können Haiti retten- helfen Sie den Erdbebenopfern". Mit der Gitarre unterm Arm und einem kleinen Plastikeimer machten sich die Mädchen auf, ihre Mission in die Tat umzusetzen. "Zuerst ha­ben wir uns nur auf die Straße vor unserem Haus in Leimbühlholz ge­stellt und haben ein bisschen gesun­gen und gerufen. Es war aber weit und breit kein Mensch zu sehen, niemand hat uns gehört. Also woll­ten wir ein Stück bis zum nächsten Bauernhof gehen", sagt Hanna. Da­bei ist es aber nicht geblieben. Eine Stunde lang sind sie bei Eiseskälte die Siedlungen um Leimbühlholz abgelaufen und haben an die Türen geklopft, ohne ihren Eltern Be­scheid zu sagen. Hanna, die gerade mal ein halbes Jahr Gitarrenunter­richt hat, spielte mutig "Oh when the Saints" oder "Freude schöner Götterfunken" .

 

Auf dem Rückweg wurden die Spendensammlerinnen dann schon von Hannas Mutter Elisabeth Bo­zoglan, die sich bereits Sorgen ge­macht hatte, mit dem Auto aufgele­sen. "Ich war ganz schön überrascht, als die Kinder mir erklärten, dass sie gerade 125 Euro gesammelt haben", sagt sie und muss noch immer un­gläubig den Kopf schütteln.

 
 

Weil die Eltern aber dann doch ziemlich stolz auf die Idee und den Einsatz der drei Mädchen waren, durften sie weitersammeln. "Wir waren uns zwar nicht sicher, ob das alles legal ist, aber die Kinder waren mit so einem Eifer bei der Sache und hier am Dorf kennt man sich ja dann doch noch gegenseitig", erklärt Eli­sabeth Bozoglan.

 

Gleich am nächsten Tag machten sich Hanna, Francesca und Johanna mit der Gitarre auf nach Haselbach. Am dritten Tag war das Trio zwei Stunden in Mitterfels unterwegs. "Uns hat danach wahnsinnig gefroren, weil es so kalt war. Geschneit hat es auch", erzählt Johanna, die Jüngste im Bund.

 

An 100 Häusern geklingelt

 

Der Einsatz hat sich aber gelohnt. Vor fast 100 Häusern haben die Viertklässlerinnen Musik gemacht und schließlich genau 262 Euro und drei Cent zusammengetragen. "Die meisten Leute waren sehr freund­lich, wollten helfen und haben gleich Geld geholt", erzählt Fran­cesca. Manche sogar zehn oder 25 Euro. "Ein paar waren aber sehr abweisend und auch böse. Einer hat sogar geschrien, dass wir uns wieder schleichen sollen." Andere wieder­um seien misstrauisch gewesen. Sie befürchteten, dass die Grundschülerinnen das Geld für sich behalten wollen. An so etwas hätten die drei aber keine Sekunde gedacht.

 

Elisabeth Bozoglan hat das Geld mit den Kindern zur Bank gebracht. Gemeinsam haben sie sich dort nach seriösen Spendenorganisationen erkundigt. "Die hatten da eine Liste und wir haben uns für Ärzte ohne Grenzen entschieden," sagt die Mut­ter. Den Mädchen hat die Aktion riesigen Spaß gemacht. "Wenn wir damit Menschen helfen können, würden wir so etwas jederzeit wie­der machen", sind sie sich einig.

 

Keine Genehmigung

 

An und für sich spricht rein rechtlich auch nichts dagegen, weiß Michael Bragulla, Pressesprecher der Regierung von Niederbayern. "Zum 1. Januar 2008 ist nämlich in Bayern das Sammlungsgesetz auf­gehoben worden." Es sei daher möglch, ohne Genehmigung Spenden an Haustüren und auf der Stra­ße zu sammeln, solange es sich tat­sächlich um Spenden handle.

 
 

Über die Seriosität von Spenden­organisationen informiert das Deutsche Zentralinstitut für sozi­ale Fragen unter www.dzi.de.

Zum Thema "Spenden für Haiti" gibt es zusätzliche Informationen hier.


Bericht und Bild : Straubinger Tagblatt, 16.03.2010 (fis)

 

 

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