Ein Spiel von Gewalt, Träumen und Liebe

 

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 Mitterfels: "Dreigroschenoper" hatte Premiere auf der Burg - Abbruch wegen Regens

 

(erö) Jetzt feiert die "Dreigroschenoper" von Bert Brecht (Text) und Kurt Weill(Musik), Deutschlands meistgespieltes Theaterstück, als Freilichtspiel auch in Mitterfels Erfolge. Die Premiere am Donnerstagabend ging am Ende allerdings leider baden: Heftiger Regen beendete ein wundervoll umgesetztes Stück vorzeitig.

dreigroschenoper3_wVor ausverkauftem "Haus" begrüßte Sepp Simmel, Vorsitzender des Burgtheatervereins Mitterfels, neben Ehrengästen zahlreiche Theatervereine aus benachbarten Gemeinden. Beeindruckt war das Publikum schon vom Bühnenbild (Rosi Kräh): Im Hintergrund rechts das Hurenhaus, zu erkennen an Reizwäsche und dem Bild "Leda mit dem Schwan"; gegenüber die Ruine, in der Bettlerkönig Peachum haust. Unter Haifischzähnen hindurch betritt der Zuschauer gleichsam eine andere Welt, eine Welt der Halunken und Gangster, der Gewalt und Skrupellosigkeit, in der aber auch Armut und Träume zu Hause sind.

Nach der Einführung durch Moritatensänger Klaus Rauschendorfer und dem Song vom Haifisch und seinen Zähnen geht es gleich richtig zur Sache: Der frömmlerische Jonathan Peachum, genannt Bettlerkönig von Soho, zeigt, wie sich aus Mitleid und Gebrechen Kapital schlagen lässt. Als ideenreicher Geschäftsmann bildet er Bettler aus "gegen die zunehmende Verhärtung der Menschen" und kassiert dabei kräftig ab. Ihm zur Seite Gattin Celia, ein keifendes, immer alkoholisiertes Weib. Nur Tochter Polly glaubt noch an wahre Liebe.

Gegenspieler dieser drei ist Macheath, genannt Mackie Messer, Gangsterkönig und smarter Lebemann zugleich. Mit seinen Kumpels, der "Platte", betreibt er gewohnheitsmäßig Mord, Raub und Vergewaltigung. Die Kumpanei zwischen Polizeichef "Tiger" Brown und Macheath sichert den Ganoven ein sorgenfreies Dasein. Als aber Polly und Mackie Hochzeit halten, muss das Ehepaar Peachum befürchten, seine Tochter, "das Kapital für die Zukunft", zu verlieren und endlich gerät Mackie durch den Verrat der Huren in ernste Schwierigkeiten.

Was wie eine lustige Gaunerkomödie klingt, ist ein bis heute aktuelles, sozialkritisches Stück und wurde so auch von Sepp Fischer (Regieassistenz Kerstin Buschmann) professionell in Szene gesetzt. Es verlangt dem Zuschauer einiges ab, spart nicht mit rauen Sprüchen und groben Beschimpfungen. Es wird geprügelt und beschimpft, Messer werden gezückt und eine Pistole gezogen. Mitleid wird sofort bestraft.

Songs wie der Traum des Abwaschmädchens "Und ein Schiff mit fünf Segeln ... " oder" ... erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral ..." sind so aktuell wie vor 80 Jahren und machen nachdenklich. Unter die Haut geht auch die Musik mit Elementen aus Jazz und Tango, Blues und Jahrmarktsmusik. Sie ist schräg, feierlich, unheimlich, auch einmal leicht und beschwingt. Denn es gibt auch Szenen, in denen gelacht werden darf.

Großartig, wie die Laienspieler das Thema umsetzen: Der Mackie Messer von Daniel Edenhofer ist ebenso smart wie grausam, unerschrocken, flink, gemein und gewalttätig, einer, der bei Frauen leichtes Spiel hat, sie aber auch bedenkenlos verrät. Und irgendwie hat er trotzdem die Sympathien auf seiner Seite. Ben Gröschl gibt den Peachum frömmlerisch, dabei eiskalt und skrupellos und immer absolut präsent auf der Bühne. Urkomisch seine Charakterisierung der fünf verschiedenen Bettlertypen. 

Anneliese Kienberger überrascht als keifende, trinkende Ehefrau Celia, die die Bettler mit falschen Armstümpfen ausstattet und Heiraten unmoralisch findet. Tochter Polly (Kathrin Sagstetter) gewinnt sofort die Herzen der Zuschauer. Sie tanzt förmlich über die Bühne und bezaubert als Abwaschmädchen mit dem Lied vom "Schiff mit fünf Segeln" ebenso wie als verliebte Braut.

 

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Wunderbar auch der Zickenkrieg von Polly und Lucy (Anna Zollner), die ein Kind von Mackie erwartet und für ihn auch mal kräftig zuschlägt. Stimmgewaltig und schräg die Spelunken-Jenny (Annegret Czapek), die schließlich ihren Zuhälter Mackie verrät. "Tiger" Brown (Sepp Simmel) macht in Napoleon-Pose eine sehr gute Figur, zeigt sich aber als schwacher Polizeichef und die Jungs von der "Platte" sind ein kumpelhafter, unterwürfiger Haufen. Gelacht werden darf über den verfressenen Geistlichen (Bert Schwinghammer) und die freundlichen Huren in erotischen Dessous. Klaudia Salkovic-Lang hat in Sachen Einstudierung Gesang von Solisten und Chor beste Arbeit geleistet.

Das Orchester im Ganovenlook, eigens zum Projektorchester erweitert und inmitten der Bühne platziert, meistert unter seinem Dirigenten Andreas Friedländer diszipliniert die Schwierigkeiten der Weill'schen Musik und begleitet stützend die Songs. Perfekt Maske (Frisör Weinbacher) und Kostüme (Gerda Leiderer und Friederike Juknevicius) und ohne Pannen funktionierten Beleuchtung (Oskar Kienberger) und Ton (Stefan Lang, Mathias Krause und Dominik Drechsler).

Nur schade, dass die Premierenbesucher das Ende nicht mitbekamen: Erst drohten dunkle Wolken, dann setzte ein Lindenblütenregen und schließlich starker Regen ein. Das Spiel musste nach der Pause abgebrochen werden, obwohl die Zuschauer zunächst beharrlich sitzen blieben. Sie hatten aber die Möglichkeit, sich von Petra Stompe und Herbert Schneeweis bewirten zu lassen und mit den Schauspielern über das Stück zu diskutieren.

Weitere Aufführungen finden am Samstag, 9., und Sonntag, 10. Juli, sowie am 14., 15., 16. und 17. Juli statt, Beginn 20 Uhr. Einzelkarten und Infos unter Telefon 09961/940025.

Weitere Fotos im Internet unter www.straubinger-tagblatt.de.


Bericht von der Premiere (7. Juli 2011) - Elisabeth Röhn (Text und Fotos) in: SR-Tagblatt vom 9. Juli

 

 

 

 

 

 

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