Online-Unterricht an Kreismusikschule wird mittlerweile gut angenommen

Online-Unterricht an Kreismusikschule wird mittlerweile gut angenommen

Bei Anruf Musik

 

Während die Staatsregierung das öffentliche Leben momentan wieder nach und nach hochfährt, herrscht an den Schulen in Bayern und damit auch im Landkreis wegen der Corona-Krise immer noch kein Normalbetrieb. Das gilt auch für die Kreismusikschule. Unterrichtet wird dort allerdings nach wie vor sehr fleißig – und zwar via Smartphone, Computer und Tablet. Wir haben bei Schülern und Lehrern mal nachgefragt, wie es denn mittlerweile so läuft mit dem Online-Unterricht.

Auch wenn sich alle darin einig sind, dass der Online-Unterricht kein richtiger Ersatz für das gemeinsame Musizieren an der Musikschule ist, fällt die Bilanz insgesamt sehr positiv aus – sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern.

Das sagen Schüler: Um Punkt 17 Uhr am Montag klingelt bei Luis Scherle in Mitterfels das Smartphone. Er weiß bereits, wer dran sein wird: sein Klavierlehrer Stefan Lang. Denn Montag ist Musikschultag – daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert. Der Zwölfjährige freut sich sehr, dass er trotz allem jede Woche seine Klavierstunde hat.

Auch rein technisch klappt das Ganze sehr gut. Wenn Stefan Lang anruft, sitzt Luis meist schon am Klavier. Das Smartphone hat er neben sich auf einem Notenständer abgestellt, und zwar so, dass sein Klavierlehrer sowohl ihn als auch die Tasten sehen kann. So kann Stefan Lang, wenn nötig, Fingerstellungen korrigieren und andere Tipps geben.

Auch die Schwester von Luis, die neunjährige Hanna, lernt an der Kreismusikschule Klavier und Gesang. Sie ist immer freitags dran und wird von Klaudia Salkovic-Lang unterrichtet. Hanna ist ebenfalls begeistert vom Online-Unterricht und freut sich, ihre Lehrerin nach wie vor einmal in der Woche zu sehen und gemeinsam mit ihr musizieren zu können. Da Hanna erst in die dritte Klasse geht und noch kein eigenes Smartphone hat, hilft die Mama ein bisschen mit, damit der Skype-Anruf auf dem Tablet klappt.

Sowohl der Klavier- als auch der Gesangsunterricht funktionieren bei Hanna hervorragend. „Wenn eine Gesangsstunde dran ist, begleitet Klaudia sie so geschickt, dass es trotz der kleinen Zeitverzögerung bei der Übertragung genau passt“, erzählt Mama Michaela Scherle. Sie ist sehr froh über das Angebot der Musikschule. „Für uns bringt das ein bisschen Normalität in unseren Corona-Alltag.“

Das sagen Lehrer: Neben dem Ehepaar Lang unterrichten derzeit noch viele weitere Kreismusikschullehrer ihre Schüler online. Unter anderem Michael Reiß und Siegfried Hirtreiter. Auch sie haben mit dem Online-Unterricht gute Erfahrungen gemacht. „Für mich als Lehrer für Trompete und Steirische Harmonika geht es verhältnismäßig gut. Ich habe den Eindruck, die Schüler sind froh, wenn man sich gegenseitig wiedersieht und neben dem Unterricht auch etwas plaudern kann“, erzählt Hirtreiter. Es sei eine willkommene und wichtige Abwechslung im Alltag zu Hause. Nur eins funktioniere nicht so gut: das gleichzeitige Zusammenspiel. Hirtreiter unterrichtet per WhatsApp, Facetime und Skype über Handy, Tablet und Laptop.

Gitarrenschule per YouTube-Video

Noch einer weiteren Internet-Plattform bedient sich Michael Reiß. Er nutzt zusätzlich YouTube. „Da ich das große Glück habe, ein kleines Tonstudio bei mir zu Hause zu haben, kann ich von dort aus meinen Unterricht auf quasi allen verfügbaren Plattformen anbieten.“ Reiß arbeitet beispielsweise mit all seinen Gitarren-Einsteigern mit derselben Gitarrenschule, bestehend aus zwei Heften. „Für diese beiden Hefte habe ich gleich zu Beginn der schulfreien Zeit zu jedem Musikstück ein YouTube-Video erstellt, in dem ich das Stück und seine Besonderheiten erkläre und es vorspiele.“

Ansonsten nutzt auch er Skype, WhatsApp und Facetime. Per Skype unterrichtet er sogar zwei Gruppen. Er habe den Eindruck, dass der Online-Unterricht durch die Bank bei den Schülern gut ankommt.

Das sagt eine digitale Neueinsteigerin: Für einige Lehrer – und auch Schüler – war der Umgang mit den digitalen Medien völliges Neuland. Umso mehr freut es Kreismusikschulleiter Andreas Friedländer, dass es auch den einen oder anderen gibt, der sich in die Technik eingearbeitet hat. Zu ihnen gehört Gitarrenlehrerin Gabi Krön. Sie hat sogar ein kleines Essay darüber verfasst, wie sie den Start ins Online-Unterrichten erlebt hat. Darin bezeichnet sie sich selber als „Computeranalphabetin“ und beschreibt ihren etwas holprigen Einstieg in den Online-Unterricht.

„Weil unsere Schüler es wert sind“

Doch die Mühe habe sich gelohnt. Es sei ein schönes Gefühl, mit den Kindern in Kontakt sein zu können. Auch von Eltern habe sie viel Dankbarkeit erfahren. Am Schluss schreibt sie: „Kein Mensch weiß, wann wir wieder in unserer geliebten Musikschule unsere Schüler empfangen dürfen. Also machen wir das Beste daraus, weil unsere Schüler es wert sind, dass sie in ihrem musikalischen Können weiterkommen, gerade in dieser Zeit.“


Zeichen setzen für die Musik

Es sind nicht nur für die Wirtschaft schwere Zeiten durch die Corona-Krise hereingebrochen. Auch das kulturelle Leben im Landkreis leidet unter den vielen Veranstaltungsabsagen. Zu den Leidtragenden gehört auch die Kreismusikschule. Denn sie lebt allein von und auch für ihre Schüler.

Gerade deshalb investiert das Kreismusikschul-Team jedes Jahr viel Arbeit, um präsent zu sein. Mit Schnuppertagen, Vorspielabenden und Konzerten zeigt sie ihre ganze Bandbreite, die sie an musikalischer Ausbildung zu bieten hat. Doch all das ist in diesem Jahr nur schwer oder gar nicht möglich. Dabei wäre dies so wichtig, um Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene für den Musikunterricht zu begeistern.

Es ist ungewiss, wie viele neue Schüler sich im kommenden Schuljahr für den Musikunterricht an der Kreismusikschule anmelden werden. Denn neben der fehlenden Werbung in eigener Sache gibt es noch ein weiteres Problem: Durch Corona-Kurzarbeit und Stellenstreichungen wird es für viele Familien in den kommenden Monaten finanziell schwer werden. Es könnte sein, dass sich da der eine oder andere das Geld für den Musikunterricht der Kinder nicht mehr leisten will oder kann.

Sollte es wirklich so weit kommen, dann wird es umso wichtiger sein, dass der Landkreis ein Zeichen setzt. Für die Kreismusikschule und die musikalische Bildung. Denn gerade in finanziell engen Zeiten legen Kommunen den Rotstift gerne bei ihren kulturellen Einrichtungen an. Doch genau das Gegenteil sollte der Fall sein. Man sollte sich überlegen, wie man Familien mit finanziellen Engpässen es trotzdem ermöglichen kann, ihre Kinder in die Musikschule zu schicken.

Denn eins hat diese Krise gezeigt: Für viele Kinder und auch deren Eltern war der Musikunterricht – auch wenn er „nur“ online stattfinden konnte – ein Anker in dieser doch sehr ungewöhnlichen und teils beunruhigenden Zeit. Im normalen Alltag wird das zwischen all den schulischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen, die Kinder und Jugendliche heutzutage haben, nicht anders sein. Ihnen die Musik zu nehmen, wäre deshalb fatal.

Verena Lehner

Bericht und Bilder : Verena Lehner 11.5.2020

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