Miteinander musizieren zum Seelenausgleich - Singstunde mit Christl Kartmann im BRK-Seniorenheim

Sie ist von kleiner Statur und ver­schwindet fast hinter ihrem riesigen Akkordeon. Aber sie hat ein ganz großes Herz und beweist das jede Woche neu: Christl Kartmann aus Frommried bei Haselbach singt seit Jahren einmal in der Woche ehren­amtlich mit Seniorinnen und Senio­ren im BRK-Seniorenzentrum Mitt­erfels.

Dort treffen sich Jung und Alt in der Halle zum gemeinsamen Sin­gen und Musizieren. Die Liederbü­cher werden aufgeschlagen und Christl stimmt Lieder an, die alle mitsingen können: "Vom Brunnen vor dem Tore", "Vom armen Polen­mädchen" oder das Lieblingslied von Franz Wartner, das böhmische Volkslied "S' ist Feierobnd". Und natürlich immer wieder voller Be­geisterung das bekannte Heimatlied "Mir san vom Woid dahoam".

Seit Jahren spielt Christl Kart­mann für die Senioren in Mitterfels auf, "zum Seelenausgleich", wie sie sagt. "Wenn ich die Singstunde nicht hätte, wäre ich krank". Das Akkordeonspielen hat sie sich selbst beigebracht und das Geld für die Hohner, auf der sie mit so viel Hin­gabe spielt, musste sie sich mühsam zusammensparen. Denn das Leben hat es nicht immer gut mit ihr ge­meint. Eigentlich hat Christl Kart­mann Holzschnitzen gelernt, von der Pike auf in der staatlichen Schnitz­schule in Oberammergau. Ab und an bekommt sie interessante Aufträge für eine Heiligenfigur oder etwas anderes. Aber das Singen und Musi­zieren ist die große Leidenschaft von Christl Kartmann. Außer auf dem Akkordeon spielt sie noch Zither und hat sich auch das Gitarrespielen abgeschaut. Eine kleine Geschichte gibt es um das Akkordeon der Marke Hühner. Jahrelang hat es bei Nach­barn auf dem Speicher gestanden, dann hat es die Christl zum Musizie­ren bekommen, wochenlang ge­putzt, bei einem Instrumentenbauer wieder in Stand setzen lassen Und schließlich auf Raten gekauft. Ge­spielt und gesungen hat sie auch schon in ihrer Zeit in Oberammergau und Garmisch, wo sie in Loka­len und auf Almhütten bis in die frühen Morgenstunden Musik machte. In das Seniorenheim in Mitterfels kommt Christl Kartmann regelmäßig jeden Dienstagnachmit­tag, und der Kreis der Mitsingenden wird immer größer. Auch Sänger und Musikfreunde aus dem Ort sind dabei. Unglaublich groß ist ihr Re­pertoire: 600 Lieder kann sie aus­wendig, die Kirchenlieder nicht mit­gerechnet. "Wenn ich ein Lied ein­mal gehört habe, spiele ich es in meinem Kopf, speichere es und dann kann ich's".

Tüchtiger Applaus ist ihre größte Freude

Auch bei Geburtstagen im Heim ist sie gefragt und begleitet die Fei­ern von Geburtstagen mit ihrem Ak­kordeon. Ganz locker ist der Ton zwischen ihr und den Senioren, sie ist mit vielen per Du und dabei im­mer respektvoll und heiter. Wenn ein Zuhörer eine Anregung oder ei­nen Liedwunsch hat, wird der nach Möglichkeit erfüllt. Die größte Freu­de von Christl Kartmann ist ein tüchtiger Applaus: "Das ist das Brot des Musikanten". Einen Kofferträ­ger hat sie auch, den Erwin, der ihr den schweren Instrumentenkoffer in das Auto hievt.

Noch ein Hobby hat Christl Kart­mann, das ihr liebevolles Herz be­weist: auf ihrer Farm in Frommried finden sich viele Tiere, die verun­glückt oder alt geworden sind: Zie­gen und Schafe, zwei Hunde, Hüh­ner, Enten, viele Vögel und sogar zwei Emus. Ihnen gab und gibt Christl Kartmann ein neues Zuhau­se und sorgt dafür, dass es ihnen gut geht.


Bericht und Bild : erö ( SR-Tagblatt, 4.9.2010)

 

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