Ein Gewinn für beide Seiten - "Schüler lesen für Senioren" war sehr erfolgreich

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Ein Gewinn für beide Seiten - "Schüler lesen für Senioren" war sehr erfolgreich


Gegenseitige Freude herrschte beim zweiten Vorlesetag von 18 Mädchen und Buben der M8 im BRK-Seniorenheim: einmal bei den jungen Vorlesern und zum anderen bei den Senioren. Thema war "Weihnachtsgeschichten 1946", und mit diesem Thema kamen Alt und Jung schnell miteinander ins Gespräch.

Vorlesen für Senioren ist ein Schulprojekt der Pädagogin Irmengard Hofmann, das sie zum zweiten Mal im BRK-Seniorenzentrum anbietet. Die Schüler der M8 sind freiwillig dabei und lesen den Senioren Geschichten vor. "Was vor allem einige Buben zunächst große Überwindung gekostet hat", sagt Irmengard Hofmann.

Lautes Vorlesen sei eine aktive Leseförderung und komme inzwischen bei Schülern und Eltern gut an. Auch die Eltern hätten das Vorlesen als Charakter bildend und Werte vermittelnd erkannt, so die Klassleiterin. Schon in der Klasse werde Vorlesen mit Inhalt und Lesetechnik intensiv vorbereitet, damit beide Seiten, Vorleser und Zuhörer, auch etwas davon hätten. "Eine Gewinnsituation für beide Seiten".

Das finden auch die Senioren. Das Vorlesen kommt gut bei ihnen an. Jeder Jugendliche hat seinen Lesepartner bekommen, liest mit lauter Stimme vom schwierigen Nachkriegsweihnachten vor. Da werden Erinnerungen wach und es kommt schnell zu Kontakten zwischen Alt und Jung. Und ehe man es sich versieht, fangen die Alten an zu erzählen von früherer Zeit.

Es ist ganz schön abenteuerlich, was Emma Kinseher da zu erzählen hat vom Christbaumholen in Holzschuhen bei Regen und Schnee, vom Christkindlschießen des Vaters vor der Bescherung und vom eingefrorenen Christbaum. Auch vom Schreck am Weihnachtsabend, als sie einen Christbaum im Wald "holen" will und vom Waldbesitzer überrascht wird.

Das schönste Geschenk für Emma Kinseher war eine Weste von ihrem Mann, "denn immer waren erst die Kinder an der Reihe". Und Erika Uekermann erinnert sich gern da­ran, dass sie ihren Christbaum und das Holz zum Heizen immer aus dem eigenen Wald holen konnten. Die Erinnerung an die schweren Kriegs- ­und Nachkriegszeiten tut noch heu­te weh: " Kinder" , sagt Emma Kinse­her, "wir müssen alle beten, dass so etwas nicht wiederkommt". Vorle­serin Madeleine freut sich auch, dass sie mit ihrer Lesepartnerin ins Ge­spräch gekommen ist und dabei aus erster Hand sehr viel über das über­lebenswichtige Hamstern in der schweren Nachkriegszeit erfahren hat.

Das Vorlesen hat den jungen Leu­ten viel Spaß gemacht. Noch zwei­mal in dieser Adventszeit werden die jungen Leute das Seniorenzent­rum besuchen, den Senioren vorle­sen und viel mit nach Hause neh­men. Und noch etwas Erfreuliches:

Im Reflektionsgespräch mit den Schülern zeigten spontan zwei Schülerinnen Interesse an einem Praktikum im Seniorenzentrum


Straubinger Tagblatt, 9.12.09