Vortragsabend im Kindergarten : "Sexuelle Entwicklung des Kindes"

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"Werte sind wichtig" - Martha Altweck-Glöbl über kindliche Sexualität

Das Thema war interessant, die Referentin kompetent und erfahren - so fanden sich viele Mütter und einige Väter zum Vortragsabend im Kindergarten Don Bosco zum Thema "Sexuelle Entwicklung des Kindes" ein. Kindergartenleiterin Birgit Baumgartner-Steinbauer freute sich über die große Runde. Die Referentin, Sozialpädagogin Martha Altweck-Glöbl, ist vierfache Mutter erwachsener Kinder, bildet junge Erzieherinnen aus und hat eine leitende Stellung in einem Straubinger Ganztagsgymnasium inne.

"Sexualität ist neben der Spiritualität die zweite starke Lebensenergie, die uns bis ins hohe Alter begleitet", betonte Altweck-Glöbl.

 

Zunächst gab es für die jungen Mütter einen Fragebogen zu eigenen Erfahrungen mit dem Thema Sexualität. Dabei stellte sich heraus, dass immer noch vorwiegend die "Bravo" für Aufklärung zuständig war. Bis heute habe sich wenig geändert, meinte Altweck-Glöbl. "Das Thema Sexualität ist neben dem Thema Glauben immer noch weitgehend tabu. Darüber spricht man nicht". Die Referentin plädierte für eine positive Grundeinstellung gegenüber der Sexualität durch ein offenes miteinander Reden von Eltern und Kindern. Sexualität umfasse das gesamte sinnlich-angenehme Erleben eines Menschen in Bezug auf sich selbst und andere.

 

Sexualerziehung müsse in die Erziehung eingebettet sein, um dem Kind und Jugendlichen Erfahrungen wie Zuhören und Erzählen, Spielen und Spaßhaben, Teilen und Verzichten, Wünschen und Schenken zu vermitteln. Nicht zu vergessen Rücksicht und Verantwortung, Zanken und sich Vertragen sowie Annehmen und Vertrauen.

 

Sexualität präge nicht nur eine Geschlechterrolle, sondern vermittle mit den Erfahrungen von Lust, Sinnlichkeit und Liebe auch das Selbstwertgefühl und die Bestätigung durch andere. "Sexualität darf aber von Liebe nicht getrennt werden", sagte die Referentin. Die biologisch sexuelle Reife stelle sich von selbst ein. Die menschliche Reife im Umgang mit der Geschlechtlichkeit müsse gelernt werden.

 

Aufklärung im Sinne von Vermittlung von Kenntnissen sei wenig hilfreich, wenn sie nicht mit Werten wie Aufrichtigkeit, Vertrauen, Treue und Liebe verbunden sei, so Altweck-Glöbl. Sie definierte die Begriffe Liebe und Zärtlichkeit als wichtige Grundhaltung für die kindliche Entwicklung, sprach über die Darstellung von Liebe in den modernen Medien - eine verrückte Vorstellung, die von Konsum, von Konfliktlosigkeit und Ichbezogenheit bestimmt ist. Nicht die gezielte Sexualerziehung sei hilfreich, sondern der tägliche Umgangsstil in der Familie. Er sollte unter anderem von Zärtlichkeit und Treue der Eltern und von einem unbefangenen Umgang mit der Nacktheit bei Achtung des natürlichen Schamgefühls eines Kindes geprägt sein.

 

"Reagieren Sie auf sexuelle Darstellungen in den Massenmedien und seien Sie gegenüber Ihren Kindern gesprächsbereit", empfahl die Referentin. Die Geschlechtsorgane sollten unbefangen mit ihrer deutschen Bezeichnung benannt werden, Bücher über den Körper sollten griffbereit im Regal stehen. Infoblätter über die wichtigsten Entwicklungsschritte in den verschiedenen Lebensaltern und zu weiteren Gesichtspunkten der Sexualität ergänzten den Vortrag, der mit vielen Beispielen aus der Praxis sehr lebendig war.