Bürgermeister a. D. Werner Lang gewann Möbel-Wettbewerb und will Museum retten

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Ein Macher mit Sinn für originelle Beziehungskisten - Bürgermeister a. D. Werner Lang gewann Möbel-Wettbewerb und will Museum retten


Weil "meistens im Fernsehen ang'schaut wird, was die Frau oder Freundin sehen will", hat Schreinermeister Wer­ner Lang eine Liege-Höhle in Elypsenform für ein Paar und da­mit das Ei des Kolumbus erfun­den.
So kann "Er" bequem in die Kissen gebettet auf dem gegenüberliegend montierten Bild­schirm das Fußball-Länderspiel verfolgen, während "Sie" in ent­gegengesetzter Richtung durch ein Regalfenster das außerhalb stehende Heimkino im Blick hat und in Rosamunde Pilchers neu­ester Schnulze schwelgt. In die Kategorie "Beziehungskiste" ist dann auch das witzige Möbel aus heimischen Naturholz einzuord­nen. Lang hat damit einen De­sign-Wettbewerb des Landesin­nungsverbands der bayerischen Schreiner gewonnen und durfte es kostenlos auf der Handwerksmes­se in München ausstellen.

Der von 1978 bis 2002 äußerst erfolgreich als ehrenamtlicher 1. Bürgermeister von Mitterfels täti­ge Erfinder widmet sich im Ruhe­stand wieder ganz seinem Be­trieb. Kreative Möbel im Bau­hausstil oder nach Feng-Shui sind seine Spezialität. Jedes Stück ist handgemacht und ein Unikat und dafür gar nicht teuer.

 

Viel für den Ort getan

Gute Ideen hatte Lang aber auch schon als Gemeindeoberhaupt. Und er setzte sie auch um. Da ist zum Beispiel die große Hotelanla­ge (heute Mondi-Holiday). "Sonst hätten wir in Mitterfels keinen Fremdenverkehr mehr", meint der 71-Jährige. Auch dass die Kreis­musikschule für zweieinhalb Millionen Mark gebaut und der Orts­kern ansprechend saniert wurde, ist dem zähen Betreiben Langs zu verdanken. Mitte bis Ende der 90er-Jahre noch bei einer bis zu 85-prozentigen Förderung durch öffentliche Mittel. Werner Lang: ,,Anders hätten wir das nicht schultern können." Behindertenwerkstätte und BRK-Seniorenheim entstanden unter der Ägide des gelernten Schreinermeisters und brachten viele Arbeitsplätze. Zudem war Mitterfels nach Ascha die zweite Gemeinde im Landkreis Strau­bing-Bogen, die über ein Biomas­se-Heizkraftwerk verfügte. Das war vor zehn Jahren und Lang zieht zufrieden Bilanz: "Sieben Millionen Liter Heizöl haben wir bisher damit gespart." Und dank der billigen Hackschnitzel einige Batzen Geld, Hallenbad und Schule wurden angeschlossen so­wie auch die neuen Baugebiete. Obwohl er damit vor allem "et­was für die Umwelt tun" wollte, musste der gebürtige Mitterfelser ganz schön Prügel einstecken. "Es gab Widerstand", erinnert sich Lang. "Mir Bauern soll'n ins Dickert ei, damit de Mittafelsa an warmen Oarsch ham", sollen die Landwirte gemotzt haben.

Doch davon ließ sich ein Bür­germeister Lang nicht entmuti­gen. Schließlich zog er mit sei­nem Geschäftsstellenleiter an ei­nem Strang und hatte den Ge­meinderat "gut im Griff“. War'n schöne Zeiten", erinnert er sich und ergänzt, "wenn ma was vor­wärtsbringa ko." Nein, Dank will er keinen. "I brauch bloß durchs Dorf fahr'n, damit i seh, dass i ned umsonst 24 Jahr lang Burga­meister war." Das Herz geht ihm auf, "wenn i die Behinderten seh, die jetzt a Arbeit ham und a Versicherung. Früher hams da­hoam bleib'n müass'n." Die For­derung des damaligen Werkstät­tenleiters Damböck, innerhalb von vier Wochen ein geeignetes Grundstück für den Neubau zur Verfügung zu stellen, erfüllte er durch den Kauf von Feldern, die zum Teil in der Gemeinde Hasel­bach lagen, und die Aufstellung eines Bebauungsplans.

 

Heimatmuseum in der Burg

Dass leider auch wohl durchdach­te Projekte aus dem Ruder laufen können, musste Lang bei einer seiner ältesten Initiativen erfah­ren. Vor 25 Jahren, also noch vor seiner Wahl zum Bürgermeister, vereinbarte er mit dem Friseur Brembeck den Aufbau eines Hei­matmuseums. Der Mitterfelser, der sein Geschäft in Hunderdorf hatte, sammelte schon als Bub alle möglichen alten Handwerks­und Landwirtschafts-Geräte. Die Räume in der Burg, die vor 100 Jahren als Gefängnis des Amtsge­richts dienten, stellte die Gemein­de zur Verfügung. Sie wurden umfangreich saniert. Brembeck fungierte als ehrenamtlicher Ver­walter. Vorausschauend hatte Lang versucht, mit dem Inhaber der Exponate einen Vertrag abzuschließen. Doch dann machte das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Brembeck, zeit seines Lebens ein Einzelgänger, starb plötzlich an einem Herzinfarkt. "Sein Testament hat er kurz zuvor zerrissen", bedauert Lang, denn im Nachlass wäre der Fortbestand der Einrichtung gesichert gewe­sen. Jetzt sucht der 1. Vorsitzende mit seinem Stellvertreter Hannes Lehner nach einer Lösung im Sinne der Marktgemeinde. Denn Inhaber der Museumsstücke ist jetzt eine zehnköpfige Erbengemeinschaft. Lang: "Ich hoffe, dass nichts ver­kauft wird."


Zeit zum Musizieren

Im Leben des viel beschäftigten Ruheständlers wird es also nicht langweilig. Als 1. Vorsitzender des Fördervereins Kreismusik­schule, an der auch Sohn und Schwiegertochter beschäftigt sind, gibt es für Lang ebenso viel zu tun wie in der Werkstatt, wo er seine aus einem Himmelbett entstandene, patentierte "Liege­-Sitz-Oase" zum Lesen, Musikhö­ren und nicht zuletzt zum Ku­scheln weiterentwickelt und auf Bestellung in Varianten neu schreinert. Mal mit einem Abla­getisch, mal mit einem Fach für Hund oder Katze. Die Kissen näht übrigens Ehefrau Christa.

Und damit noch nicht genug der Kreativität: Zweimal wö­chentlich spielt Werner Lang den Kontrabass in einer Bigband und im Mitterfelser Salonorchester, bereitet zudem die Freilicht-Auf­führung der Operette "My fair Lady" in diesem Sommer mit vor. Den Theaterverein hat er vor zehn Jahren ja gegründet.

Dass dieser Macher seinen Ab­gang selbst plante, ist klar. Bei der Kommunalwahl 2002 stellte sich Werner Lang nicht mehr zur Verfügung und trat auch für den Kreistag, dem er 34 Jahre für die CSU angehörte, nicht mehr an. Seitdem sitzt ein Freier Wähler auf dem Bürgermeisterstuhl.


Gäuboden aktuell, 7.1.2010