Panoramabad bleibt 2020 geschlossen

Panoramabad bleibt 2020 geschlossen

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Wegen Corona-Krise: Panoramabad wird nicht öffnen - Für heuer hat sich’s ausgeplanscht

Geahnt hat es der eine oder andere bereits schon länger, seit Kurzem ist es amtlich: Das Mitterfelser Panoramabad wird in diesem Jahr nicht öffnen. Noch bevor es überhaupt richtig losgehen kann, hat es sich bereits ausgeplanscht. Der Grund: die strengen Regeln und Hygienemaßnahmen wegen der Corona-Pandemie.

Von Verena Lehner

„Sehr schade“, „ein Jammer, aber nachvollziehbar“, „traurig, aber richtig. Respekt an alle Beteiligten, die diese schwere Entscheidung treffen mussten“ – das sind einige der Kommentare, die unter dem Facebook-Post der Mitterfelser Wasserwacht erschienen sind, nachdem diese auf ihrer Seite offiziell mitgeteilt hatte, dass das Mitterfelser Panoramabad für diese Saison geschlossen bleibt. Sie zeigen: Obwohl sich viele auf das Badevergnügen gefreut hätten, haben die Bürger doch Verständnis für die Entscheidung der Marktgemeinde.

Bürgermeister Andreas Liebl sagt auf Nachfrage: „Wir haben uns das Ganze wirklich nicht leicht gemacht und haben lange hin und her überlegt.“ Letztendlich seien sich aber alle einig gewesen, dass es wohl das Beste wäre, das Bad für diese Saison geschlossen zu halten. Man wolle einfach keinerlei Risiko eingehen, alleine schon deshalb, weil immer noch nicht vorhersehbar sei, wie genau sich die Pandemie entwickelt. „Die Sicherheit und die Gesundheit der Badegäste und des Personals gehen einfach vor.“

Kontrolle zu aufwendig

Die Marktgemeinde hat mit ihrer Entscheidung gewartet, bis klar war, wie die staatlich vorgegebenen Hygieneregeln in den Bädern aussehen sollen. „Als wir die Vorgaben hatten, haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir die Regeln umsetzen könnten“, erklärt Liebl. Man habe sich auch mit den Verantwortlichen anderer Bäder aus der Umgebung ausgetauscht. „Aber nachdem wir alles durchgespielt hatten, war uns klar, dass das Ganze wohl einfach nicht machbar sein wird.“

Das Problem: Das Mitterfelser Panoramabad ist zwar ein familiäres Bad, aber nicht so klein, dass es leicht überschaubar wäre. Laut der staatlichen Vorgaben sind pro Badegast 20 Quadratmeter zulässig. Für das Panoramabad hätte das bedeutet: etwa 50 Menschen im Becken und 400 auf der Liegewiese. „Allein um das zu kontrollieren, hätten wir viel mehr Personal gebraucht als sonst“, sagt Liebl.

Dazu kommt, dass der Kinderbereich geschlossen hätte bleiben müssen. Und gerade der macht das Panoramabad für Familien besonders attraktiv. „Wir hätten also letztendlich gar nicht genau vorhersagen können, wie viele Besucher gekommen wären.“

Keine Schwimmkurse

Für leidenschaftliche Planscher und Schwimmer ist die coronabedingte Zwangspause in Mitterfels bitter. Noch bitterer ist sie allerdings für die Kinder, die in diesem Jahr gerne das Schwimmen gelernt hätten. Denn, wie Liebl bestätigt, wird die Mitterfelser Wasserwacht in diesem Jahr keine Schwimmkurse durchführen können. „Das wäre ohnehin schwierig geworden, weil es in einem Schwimmkurs fast nicht möglich ist, den Mindestabstand einzuhalten“, sagt Liebl.

Verständnis für die Entscheidung der Marktgemeinde hat auch der Mitterfelser Badförderverein. „Wir hätten uns wirklich sehr gefreut, wenn wir unser Bad aufgemacht hätten, aber es war richtig so“, sagt Hubert Stenzel, Vorsitzender des Badfördervereins. Insgesamt wäre die Saison ohnehin anders gewesen als sonst. So hätte auch das große Badfest im Juli, das der Verein jedes Jahr für den Erhalt des Panoramabades durchführt, nicht stattfinden können – egal, ob das Bad offen ist oder nicht. „Diese Art Veranstaltungen sind ja noch nicht erlaubt, das wären einfach zu viele Leute gewesen.“ Ansonsten weiß er nicht, wie man in diesem Jahr irgendwie Geld für das Bad einnehmen könnte. „Wir können ja momentan nichts machen, keine Versammlung, keine Aktionen, gar nix“, sagt Stenzel. Das sei wirklich schade.

Sanierungen stehen an

Das Geld des Badfördervereins ist für das Panoramabad eine gute Einnahmequelle. Denn in den kommenden Jahren stehen größere Sanierungen an. „Leider können wir die Pause in diesem Jahr nicht nutzen, um damit zu beginnen, weil wir mit der Planung erst in den Anfängen stecken“, erklärt Liebl. Allerdings habe man bereits einen großen Zuschuss für die Sanierung seitens des Bundes zugesagt bekommen. „Ich hoffe jetzt, dass es trotz Corona dabei bleibt.“ Die eine Saison könne man finanziell noch gut überbrücken. „Und dann hoffen wir einfach auf das Jahr 2021, und dass da alles besser wird.“

Bericht und Bild : Verena Lehner, SR Tagblatt, 19.6.2020


Rettet die Bäder!

Das Mitterfelser Panoramabad ist nur eines von vielen Bädern in Bayern, in dem dringende Sanierungsmaßnahmen anstehen. So war allein im Jahr 2019 laut Angaben des Bayerischen Landesverbandes der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) knapp die Hälfte der 863 bayerischen Schwimmbäder sanierungsbedürftig, gut 50 davon waren sogar von einer Schließung bedroht. Die Corona-Krise dürfte diese Situation noch verschlimmern – mit fatalen Folgen.

Im vergangenen Jahr hat eine Studie der DLRG für Aufsehen gesorgt, wonach immer weniger Kinder sicher schwimmen können und es deshalb vermehrt zu Badeunfällen kommt – oft mit tödlichem Ausgang. Der Grund: Es gibt immer weniger Bäder, in denen sie es lernen können. Keine Bäder, keine Schwimmkurse – so einfach ist das. Das zeigt auch das Beispiel Mitterfels. Wegen der coronabedingten Zwangspause kann die Wasserwacht dort heuer keine Schwimmkurse geben.

Die DLRG hat im vergangenen Jahr eine Petition namens „Rettet die Bäder“ gestartet, die sogar bis in den Bundestag gelangte und dort Gehör fand. Und auch der Freistaat Bayern wurde aktiv. Er hat den Kommunen für die Sanierung maroder Freibäder rund 120 Millionen Euro Unterstützung für die kommenden sechs Jahre zugesagt. Geld, das dringend gebraucht wird.

Es wäre deshalb wichtig, dass trotz der Corona-Krise an dem Vorhaben, auch kleinere Bäder weiter zu erhalten, festgehalten wird. Angesichts der vielen Baustellen, die diese Krise zweifelsohne in den verschiedensten Bereichen hinterlassen wird, mag dies dem ein oder anderen nicht wichtig erscheinen. Allerdings steht fest: Dass Kinder sichere Schwimmer werden, kann im Ernstfall Leben retten. Und das ist alles andere als unwichtig. Verena Lehner