Bürgermedaillenträger Otto Wartner gestorben

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Unsagbares Glück bei jedem Schritt in der Natur

Er war ein Mensch, der sich seiner Heimat mit Verantwortung und Engagement in hohem Maß verpflichtet fühlte und das Leben in der Marktgemeinde Mitterfels auf seine liebenswürdige und immer interessierte Art entscheidend mitprägte, auch wenn er durchaus mit Kritik nicht zurückhielt: Wenige Tage nach seinem 95. Geburtstag starb Otto Wartner, Träger der Bürgermedaille Mitterfels, nach einer kurzen, schweren Krankheit.

Otto Wartner wurde im Dezember 1919 als eines von neun Kindern in Mitterfels/Scheibelsgrub in einem kleinen Bauernhof geboren. Nach sieben Jahren Volksschule begann für ihn mit 13 Jahren die Ausbildung zum Krankenkassenschreiber, mit 15 eine Lehrzeit bei der Sparkasse Mitterfels, von der er ab 1937 als Angestellter zur Bezirkssparkasse Bogen wechselte. Dann kamen ab 1939 Arbeitsdienst und Soldatenzeit. Der Kriegsdienst führte ihn bis nach Norwegen und nach Kriegsende in eine dreijährige, französische Gefangenschaft. Geheiratet hat er 1953 nach schweren Nachkriegsjahren. 61 Ehejahre mit seiner Ehefrau Franziska waren ihm gegönnt. Nach dem Tod der ältesten Tochter Johanna 2007 stehen Franziska Wartner Tochter Gudrun, Sohn Bernhard, sieben Enkel und ein Urenkel bei. Nach Lehr- und Weiterbildungsjahren bei der Sparkasse übernahm Wartner ab 1957 für 25 Jahre als Leiter der örtlichen Sparkasse in Mitterfels viel Verantwortung.

Schon sehr früh entwickelte Wartner eine tiefe Liebe zur Natur und Interesse an der Kultur seiner bayerischen Heimat und darüber hinaus, die er später in zahlreichen Diavorträgen von Wanderungen und Reisen weitergab. Daraus entstand auch sein Engagement im Bayerischen Wald-Verein in Mitterfels. 1963 belebte er ihn dort neu, führte ihn 21 Jahre lang als Vorsitzender und engagierte sich als unermüdlicher, ideenreicher Wanderführer und Erschließer neuer kultureller Schätze, auch in den Alpen.

Wartner war 1994 Mitbegründer des Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels, 26 Artikel im „Mitterfelser Magazin“ stammten bis 2013 aus seiner Feder, und er lieferte 2004 mit den „Geschichten um das Dorf Grub“, der Erforschung der Historie seines Heimatortes Scheibelsgrub, „sein Meisterstück“ ab, wie es Franz Tosch 2008 bei der Laudatio zur Verleihung der Bürgermedaille an Otto Wartner nannte.

Bis ins hohe Alter war Otto Wartner am liebsten wandernd unterwegs. Die Zahlen, mit denen er es sonst immer sehr genau nahm, seien aber da ganz unwichtig, sagte er „es zählt nur das unsagbare Glück das ich empfinde bei jedem Schritt, den ich gehen darf in unserer wunderschönen Welt“.

Bogener Zeitung, Landkreis Straubing-Bogen, 23.12.2014