Bedeutende Persönlichkeit : Ehemaliger Rektor Franz Wartner ist gestorben

Im gesegneten Alter von fast 95 Jahren starb kürzlich Franz Wart­ner, beliebter Lehrer, Schulleiter und von 1969 bis 1977 Rektor der Volksschule Mitter­fels-Haselbach.
1948 kam der gebürtige Scheibelsgruber Franz Wartner als Lehrer an die Schule in Mitter­fels, damals in der Burgstraße, und er­warb sich 1965 große Verdienste beim Bau des neuen Schulgebäudes mit Turnhalle und dem damit verbundenen Umzug in die Lindenstraße.
Mit Franz Wart­ners Tod sei die Marktgemeinde Mitterfels um eine bedeutende Per­sönlichkeit ärmer geworden, be­tonte Bürgermeister Heinrich Sten­zel im Rahmen der Trauerfeier in der Heilig-Geist-Kirche.

Als seiner Heimat verbundener Mensch verfügte Wartner über ein schier unerschöpfliches Wissen über Geschichte und Gegenwart seiner Heimat und schrieb dieses Wissen in zahlreichen Publikationen nieder. Mit der Überarbeitung der Mitterfelser Chronik habe Franz Wartner 1988 ein bleibendes Werk geschaffen. Als Anerkennung sei ihm die Mitterfelser Bürgerme­daille verliehen worden. Auch das Buch "Bilder erinnern ... ", die Bro­schüre "Wandern um Mitterfels" und ein Führer durch das Heimatmuseum stammten aus der Feder von Franz Wartner. Führungen durch das Museum und Vorträge von Franz Wartner seien immer ein besonderes Erlebnis gewesen, da er sein Wissen ausdrucksstark und mitreißend weiter­geben konnte, sagte Stenzel. Rektor Ger­hard Groß würdigte Franz Wartner als ge­schätzten Kollegen und als Mann der Tat, der auch glänzend erzählen Konnte. Als Lehrer sei er korrekt, streng und gerecht gewesen, man habe viel bei ihm gelernt. In die Zeit als Schul­leiter sei auch die Gründung des Schulverbandes Mitterfels gefal­len, sagte Groß.

Vom BLLV-Kreisvorstand wür­digte Huber die Aktivitäten Franz Wartners als langjähriges Mitglied und Kassier. Er sei ein professio­neller Organisator von Wanderun­gen, engagiert, warmherzig, ausdauernd und vital gewesen. Als Lehrer sei Franz Wartner seinen Schülern immer ein Vorbild gewe­sen und habe theoretisch und prak­tisch Grundlagen für das Leben ge­schaffen, erklärte Martin Graf als Vertreter des Bayerischen Wald­-Vereins, Sektion Mitterfels. Auch als Mitspieler und Spielleiter beim Theater sei Franz Wartner aktiv und engagiert gewesen, sagte Josef Simmel vom Theaterverein.


Bericht und Bild : erö ( SR-Tagblatt, 11.09.2010)

 


Nachruf auf Franz Wartner Rektor i.R.

Franz Wartner ist verstorben. Mitterfels ist um eine ganz große Persönlichkeit ärmer ge­worden.

Es ist sehr schwer, das Lebens­werk dieses Mannes und ihn selber auch nur annähernd zu beschreiben und zu würdigen.

Geboren wurde er mitten im Ersten Weltkrieg am 5. Novem­ber 1915 als drittältestes Kind von sieben des Landwirts (und späteren Landtags- und Bundestagsabgeordneten) Jo­hann Wartner in Scheibelsgrub.

Nach dem Besuch der Volksschule in Mitterfels und des Hu­manistischen Gymnasiums Straubing studierte Franz Wartner an der Lehrerbildungsanstalt Straubing den Lehrberuf.

1935 legte er sein erstes Staatsexamen als Lehrer ab. Dann musste er zunächst den Wehrdienst ableisten.

Seinen Dienst als Junglehrer konnte er erst 1938 als Aus­hilfslehrer in Zandt im ehemaligen Landkreis Kötzting antre­ten. Ein Jahr später verschlug es ihn - ebenfalls als Aushilfe - nach Arrach. Hier fühlte er sich richtig wohl und wäre gerne länger geblieben. Noch Jahrzehnte später besuchten ihn gelegentlich ehemalige Schüler von dort. Es war ihm in Arrach auch schon die erste freie Lehrerstelle zugesichert  worden, doch 1939 musste er das Klasszimmer verlassen und wegen des ausgebrochenen unseligen Zweiten Weltkrieges an die Front. Sechs lange Jahre, von 1939 - 1945. war er in Frankreich. Holland und in Russland. Als Kompanieführer einer Nachrichteneinheit war er bei seinen Untergebenen we­gen seines korrekten Führungsstiles hoch geachtet.

Während des Krieges, am 22. Juli 1944. heiratete er in St. Joachimsthal sein Frau Gertraud.  Aus der Ehe gingen ein Sohn und drei Töchter hervor.

Nach Kriegsende musste er drei Jahre lang auf die Rückkehr in den Schuldienst warten. Erst am 1. September 1948 konn­te er an der Volksschule Mitterfels seinen erlernten Beruf wieder aufnehmen, legte 1949 sein zweites Staatsexamen ab und wurde bald Hauptlehrer und Schulleiter.

Da die Schülerzahl in den 50er und 60er Jahren immer stär­ker angewachsen war (1961 waren es 202 Schüler), wurde ein Neubau der räumlich viel zu kleinen und veralteten Volksschule Mitterfels immer drängender. Schulleiter Franz Wartner hatte deshalb vieles auszufechten. Denn der Schul­hausbau war in der Gemeinde ein Politikum gewesen. Aber mit großer Zähigkeit erreichte Franz Wartner das Ziel. 1965 wurde das Schulhaus samt einer neuen Turnhalle in der Lindenstraße eingeweiht. Im Zuge der großen Schulreform 1969 (Bildung von Verbandsschulen und Einführung des 9. Schuljahres) wurde Mitterfels Sitz der Volksschule Mitter­fels-Hasel bach und Franz Warmer wurde Rektor des großen Schulverbandes. der auch die 7. bis 9. Klassen der Gemein­den Ascha und Falkenfels mit einschloss. Gerade auch die Gleichbehandlung der Schüler aus diesen vier Gemeinden war ihm ein echtes Anliegen. Unermüdlich und rastlos arbei­tete er für seine Schule bis zur verdienten Pensionierung am 1. September 1977. Bei seinen Kolleginnen und Kollegen war Wartner wegen seiner gerechten und geradlinigen Füh­rung sehr beliebt. Er war ein Mann klarer Worte. Langes Herumreden um eine Sache war ihm zutiefst zuwider. Man wusste bei ihm stets, wie man „dran" war.

Immer wieder verblüffte er gerade junge Kollegen mit sei­nem großen fachlichen Wissen und Können auf allen Ebe­nen. Die Schüler seiner Klassen mochten ihren „Wartner-­Lehrer" alle gern. Viele Poesiealben seiner ehemaligen Schü­lerinnen zieren oft schnell gefertigte Skizzen und Zeichnun­gen aus seiner Hand.

Gelegentlich erzählte er von der zufälligen Begegnung mit einem ehemaligen, mittlerweile ebenfalls ergrauten Schüler. der ihm in etwas angeheiterter Stimmung entgegenschrie. „Wartner-Lehrer, oans sag a da' Streng bist fei scho gwen" - und Franz Wartner war jetzt nicht gerade auf eine Lobes­hymne gefasst. – „Aber gerecht bist gwen!" Dieses Loh, so ergänzte Franz Warmer dann, hat ihn mehr gefreut als irgend­welche Auszeichnungen und Titel.

Selbstverständlich war Franz Wartner auch Mitglied seiner Standesorganisation des Bayerischen Lehrerinnen- und Leh­rerverbandes. Bereits am 1. März 1935 war er in den BLLV eingetreten und war damit seit über 75 Jahren eines der treue­sten Mitglieder des Kreisverbandes Bogen. Deshalb hatte er am 14.12.2005 auch die Otto-Geyer Medaille erhalten. Viele Jahre war er in der Vorstandschaft des Kreisverbandes tätig gewesen. So manche Veranstaltung hatte er organisiert. Vor allem als Wanderführer war er beliebt.

Neben seinem Lehrerberuf war für Franz Wartner selbstver­ständlich, sich für seine Heimatgemeinde auf vielfältige Wei­se einzubringen. Die Gemeinde konnte bei der notwendigen Überarbeitung des Heimatbuches „800 Jahre Geschichte um Mitterfels", verfasst von Max Lachner, keinen besseren und kompetenteren Fachmann gewinnen als ihn. „Aus Liebe zur Heimat hat er mit viel Idealismus. Fachkenntnis und großem Zeitaufwand die Hauptarbeit für dieses heimatgeschichtlich wertvolle Werk geleistet", schrieb der damalige Bürgermei­ster dazu. Aus der Neuauflage war eine Neubearbeitung mit 382 Seiten Umfang geworden, erschienen im Dezember 1988.

Bereits 1983 war in Buchform die vorherige Loseblattform der Reihe: „Bilder erinnern“, „Alte Geschichten, Erlebtes und Überliefertes aus Mitterfels und Haselbach“ veröffentlicht worden, die Franz Wartner großteils geschrieben und zu­sammengestellt hatte.

Für das 1982 in ehemaligen Räumen des Landgerichts- und Amtsgerichtsgefängnisses Mitterfels eingerichtete Heimat­museum schrieb Wartner einen Museumsführer. Ein wirk­licher Glückstreffer für die Besucher aber war es, wenn sie von Franz Wartner selbst durch die Räumlichkeiten geführt wurden. Vor allem vielen Schulkassen vermittelte er äußerst lebendig durch seine Erzählung und seine Sprache die dort lagernden Objekte und erweckte sie geradezu wieder zum Leben. Über 300 mal hat er derartige Führungen den staunen­den Besuchern geboten.

Dass er natürlich ein großartiger Kenner seines heimatlichen Bayerwaldes war, ist eigentlich fast selbstverständlich. Und es war deshalb auch naheliegend, dass von ihm ein Büchlein erschien, betitelt: „Wandern um Mitterfels."

Für die seit 1995 jährlich erscheinenden „Mitterfelser Magazine" lieferte Franz Wartner viele äußerst wertvolle Beiträge aus und über seine Heimat.

Die letzte größere Arbeit von Franz Wartner waren sämtliche Texte zu dem Büchlein, das vom BWV Mitterfels im No­vember 1994 herausgegeben worden war. Es heißt: „ An Weg und Haus, errichtet zur Ehre Gottes". Sein Bruder Otto hatte alle 87 dort vorgestellten Objekte (Flurkreuze, Bilder, Totenbretter, Kapellen usw. im Gemeindegebiet) fotografiert und erfasst.

Mitinitiiert hat Franz Warmer auch die Hinweistafeln an hi­storischen und wichtigen Gebäuden in Mitterfels. Die Texte darauf stammen alle von ihm.

Seit Jahrzehnten war Franz Wartner Mitarbeiter der Kom­mission für Mundartforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Bis kurz vor seinem Tode bediente diese sich seiner fundierten Kenntnisse.

Bei der 25-lahrfeier anlässlich der Erhebung von Mitterfels zum Markt 1993 hielt Franz Wartner eine viel beachtete Rede. In 10 Kapiteln begründete er, warum Mitterfels diesen Titel zu Recht verliehen bekam.

Die Marktgemeinde Mitterfels verlieh im Dezember 1988 dem früheren Rektor Franz Wartner wegen seiner großen Verdienste, die er sich um Schule und Kommune erworben hatte, die Bürgermedaille.

Franz Wartner war seit dem 10. Mai 1996 auch Ehrenmit­glied des Verkehrs- und Kulturvereins Mitterfels. Theater­spielen in Mitterfels in den 50er und 60er Jahren wäre ohne ihn undenkbar gewesen. Er kümmerte sich buchstäblich um alle Einzelheiten und gab den Stücken nicht nur die nötigen Impulse, sondern förderte Dutzende von Amateurschau­spielern.

In seiner meist knapp bemessenen Freizeit wanderte Wartner am liebsten mit den Kameraden des Bayer. Waldvereins, Sektion Mitterfels, in seinem geliebten Bayerwald oder in den Alpen. 407 mal war er bei derartigen Unternehmungen mit dabei. Sein Ehrgeiz war dabei immer, möglichst der erste auf dem Gipfel oder am Ziel zu sein. Seit 1. Januar 1951, also seit rast genau 60 Jahren, war er hier treues Mitglied.

Franz Wartner war auch ein eifriger Imker. Gerne war er „drüben" bei seinen Völkern in Scheibelsgrub. Bienen brau­chen Bäume und Sträucher. Darum war es geradezu selbst­verständlich. dass er seinen Schülern und sonstigen Interes­senten gerne das Schneiden und Veredeln von Bäumen und sonstige damit zusammenhängende Tätigkeiten beibrachte. So mancher Baum in Mitterfelser Gärten trägt heute noch auf einem Stamm mehrere Sorten, die ihm F. Wartner aufge­propft hatte.

Ein schwerer Schlag war für ihn der der relativ frühe Tod sei­ner geliebten Gattin Gertraud im Jahre 1987.

In den letzten Jahren lebte Franz Wartner bescheiden und zufrieden im Mitterfelser Seniorenheim. Bis zuletzt war er geistig rege. Zu seinen Besuchern sagte er oft: „lch bin gut umsorgt und hab alles, was ich brauche. Und wenn ich aus dem Fenster schaue, schaue ich hinab auf das Perlbachtal und die Mitterfelser Burg und an klaren, föhnigen Tagen über die Donauebene hinweg sogar die Alpen."

Nun ist er am 3. September 2010 ganz leise von uns gegangen


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