Rot-weiße Funken -Die frisch gebackene Faschingsgarde bei ihrem Umzug durch Mitterfels vor 30 Jahren.

 

Erst wenige Tage alt ist die Faschingssaison 2014/2015, vielerorts finden jetzt wieder Maskenbälle und andere närrische Veranstaltungen statt. Gardeauftritte gehören mittlerweile zum Standard – dass dabei alle gleich gekleidet sind, versteht sich von selbst. In „Rot-weiße Funken“ erzählt Liesl Wacker aus Mitterfels, wie vor 30 Jahren die Garde in ihrer Heimatgemeinde gegründet wurde und zu einheitlichen Kostümen gekommen ist.

Schon vor circa 30 Jahren gab es in Mitterfels eine Funkengarde: Da ich damals ehrenamtlich viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatte, kam mir die Idee, zum Fasching eine Garde zu gründen. Auf Rot-Weiß kam ich aus einem ganz einfachen Grund. Mir fiel auf, dass alle Kinder eine rote Strickjacke, einen roten Pulli, oder einen roten Pullover hatten.

Als ich mit einigen Müttern sprach, waren die meisten begeistert, doch als Nächstes kam gleich die Frage „und wos kost des ?“. Aber ich gab gleich zur Beruhigung die Antwort „keine Angst, do schau i scho“. Als ich nach Hause kam, machte ich mir gleich eine Zeichnung. Da ich in Köln geboren bin und einige Kinderjahre dort verlebte, außerdem immer wieder im Rheinland lebte, war es für mich kein „Neuland“.

Für die Buben dachte ich an weiße Hosen und die Mädchen sollten weiße Faltenröcke bekommen. Natürlich keinen neuen Stoff, da sprach ich einige Geschäftsfrauen und Wirtinnen an und stellte ihnen die Frage, ob sie nicht gut erhaltene, weiße Betttücher übrig hätten. Ich bekam auch einige, in der Mitte schon sehr dünn, aber oben und unten noch gut für meine Zwecke zu gebrauchen. Als mir einige Mütter versprachen, für ihre Kinder Hosen oder Röcke selber zu schneidern, war ich sehr froh.

Da alle Kinder ja schon ein rotes Oberteil hatten, dachte ich mir noch einen weißen Brustlatz, weiße Manschetten und als Kopfbedeckung weiße Schiffchen aus. Da bei der „Stofflieferung“ eine Paradedecke mit Spitze dabei war, konnte ich an die Brustlatze als Zierde obenrum Spitzen nähen. Bei den Hosen gab es kein Problem, oben einen Gummizug und jede Hose passte. Aber die Faltenröcke, das Berechnen der Falten, dann musste links auch noch ein Schlitz mit Knöpfen oder Reißverschluss eingearbeitet werden ...

Ich hatte doch nie eine Stunde richtig nähen gelernt. Aber es klappte ganz prima. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Jedes Kind benötigte acht goldene Knöpfe, sechs kamen auf den Latz und zwei an die Manschetten. Als nun eine Mutter sagte, sie könne sich keine acht Knöpfe leisten, verlor ich die Geduld und erklärte ihr, wie viel Zeit, Arbeit und Material ich aufbringen müsse. Ich sagte wohl ziemlich unfreundlich, wenn das ihr letztes Wort sei, tue es mir leid, dann müsse ihr Kind alleine zu Hause bleiben. Ich drehte mich um und ging wütend heim. Als ich zu Hause war, hatte ich mich wieder beruhigt und es ging an die Kleidung vom Prinzenpaar. Aus zwei glänzenden Tanzkleidern hatte ich zwei kleine Prunkroben mit Umhang gezaubert!

Dann kam der „große Tag“. Die Kinder waren aufgeregt, aber sie stellten sich wie verabredet schön in Zweierreihen auf und marschierten los. Als die Zuschauer links und rechts der Straße zu klatschen anfingen, wurden die RotWeißen direkt stolz. Als wir anschließend alle gemeinsam in einer Wirtschaft saßen, gratulierte uns der damalige Bürgermeister Walter Uekermann und meinte: „Diese Garde sei eine Bereicherung des Mitterfelser Faschings.“

Ein Herr, der sich als Oberbürgermeister von Bogen vorstellte, meinte: „Frau Wacker, so wos wär bei uns in Bogen auch gefragt.“ Mittlerweile gibt es in vielen Orten der Umgebung Garden in allen Farben, sehr prächtig glänzend und mit viel Aufwand gefertigt.

Ja, mit so einfacher Faschingskleidung würde heute niemand mehr zufrieden sein. Doch ich bin überzeugt, dass damals die Funken und Funkenmariechen viel glücklicher in diesen einfachen Kostümen waren als heute die Kinder und Jugendlichen.

Zwei Sachen wären noch zu erwähnen: Die vorhin erwähnte Mutter schickte am nächsten Tag ihr Kind mit den acht Knöpfen zu mir. Und, was mich heute noch sehr freut: wenn mich Rot-Weiße von damals ansprechen und wir dann von unseren Erfolgen und fröhlichen Erlebnissen erzählen.

 

(Fotos: Archiv Wacker)

Bogener Zeitung, Landkreis Straubing-Bogen, 15.11.2014

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